Offener Brief: Zaunbau um den Standortübungsplatz Stapel und Schapeler Hof
hier: Fragen zu Natur- und Umweltschutz
Sehr geehrter Herr Vizepräsident,
im Gebiet der Gemeinde Augustdorf soll entlang der Grenzen des Standortübungsplatzes Stapel und um den Schapeler Hof ein rund elf Kilometer langer und 2,4 Meter hoher Zaun gebaut werden. Dieses Gebiet liegt innerhalb des Natura-2000-Gebietes „Senne mit Stapelager Senne“ (DE-4118-301).
Bereits nach der Veröffentlichung der Vorhaben gab es Bedenken hinsichtlich des Natur- und Umweltschutzes bei dem Bau dieser Zaunanlage. Die Sennelandschaft ist ein „Hotspot der Biodiversität“ und bietet vielen verschiedenen Tieren ein Zuhause. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Gebietes ist dieses auch als Teil des kohärenten Europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“ gemeldet. Aufgrund der Umzäunung des Gebietes besteht die Befürchtung, dass erhebliche Schäden an der Tier- und Pflanzenwelt entstehen.
Die Senne stellt aufgrund ihrer Größe, ihrer Landschaftsgeschichte und Ausstattung das für den Naturschutz bedeutsamste Gebiet in NRW dar. Zahlreiche FFH-Lebensräume treten hier in maximaler Flächenausdehnung und beispielhafter Repräsentativität nebeneinander auf. Hervorzuheben sind hier besonders die Sandtrockenrasen, die feuchten und trockenen Heideflächen, die naturnahen Bachtäler und Laubwälder (Eichen-Birken- und Eichen-Buchenwälder) sowie die Moorbereiche. Dieses Lebensraumgefüge ist die Grundlage für eine auch europaweit herausragende Fauna und Flora. Zahlreiche Arten der Vogelschutzrichtlinie und des Anhangs II der FFH-Richtlinie haben hier einen Verbreitungsschwerpunkt in NRW oder im Naturraum oder eines der letzten überhaupt noch verbliebenen Vorkommen in NRW. Zur ersten Gruppe zählen Groppe und Bachneunauge sowie die Bechsteinfledermaus, die zweite Gruppe bilden Große Moosjungfer, Helm-Azurjungfer und die Einfache Mondraute. Zahlreiche weitere national oder sogar international vom Aussterben bedrohte Arten kommen in der Senne noch vor.
Die Erhaltung der Senne mit ihren einzigartigen Lebensräumen und der herausragenden Fauna und Flora und die langfristige Sicherung auch nach einer etwaigen Aufgabe der militärischen Nutzung sind primäre Ziele des FFH-Gebietes. Dazu zählt konkret die Erhaltung der Offenlandflächen (Sandtrockenrasen, Heiden) und Moore sowie die Entwicklung naturnaher und natürlicher Laubwälder durch Sukzession einerseits und naturnahe Waldwirtschaft andererseits.
Im Rahmen des Zaunbaus bitten wir Sie um eine Bewertung, ob dieser mit den Vorgaben der Europäischen Union bezüglich kohärenten Europäischen Schutzgebietssystemen vereinbar ist.
Über Ihre Antworten und eine Stellungnahme zu dem Sachverhalt freuen wir uns sehr.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
für die SPD-Fraktion
Daniel Klöpper Mats Uffe Schubert
Fraktionsvorsitzender stellv. Fraktionsvorsitzender
Als PDF-Format findet Ihr den Brief hier:
Das Antwortschreiben des EU-Kommissars für Umwelt, Ozeane und Fischerei findet Ihr hier.