Kein Pickertessen am Vorabend der Herbstkirmes
Eine Stellungnahme unseres Fraktionsvorsitzenden Heinrich Georg Schneider
Als Bürger, Ratsmitglied und insbesondere als Mitglied des Heimatvereines bin ich über die Entscheidung des Vorstandes des Heimatvereines betrübt. Ich war immer stolz darauf, dass unser Heimatverein nicht nur das Pickertessen zur Herbstkirmes ausrichtete, sondern auch bei anderen Gelegenheiten, z.B. bei den Seniorentreffen der Arbeiterwohlfahrt.
Das Pickertessen anlässlich der Herbstkirmes ist keine Veranstaltung der Politik. Es ist eine wichtige offizielle Repräsentationsveranstaltung der Gemeinde Augustdorf, zu der die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, Vertreter der Augustdorfer Kirchen, Bundeswehr und alle Vereinsvorsitzenden eingeladen werden. Höhepunkt ist die Ehrung verdienter Augustdorfer Bürger im Rahmen dieser gemütlichen und feierlichen Veranstaltung, die mit dem Laternenumzug in den Beginn der Herbstkirmes übergeht. Ich kann daher nur an die Verantwortlichen im Heimatverein die Bitte richten, ihre Entscheidung zu überdenken.
Dass nunmehr Herr Müller, CDU-Fraktionsvorsitzender, sein eigenes parteipolitisches Süppchen daraus kochen möchte und die Schuldigen schon bei den anderen Parteien ausgemacht hat, bestätigt eigentlich seine politische Instinktlosigkeit.
Insbesondere die Probleme unserer Vereine, in unserer Gemeinde ausreichend Nachwuchs, Betreuer, Trainer, Hilfspersonal bei Veranstaltungen oder Personal mit Verantwortungsbewusstsein für die Vorstände zu rekrutieren, ist doch sehr viel komplexer und beruhen auf anderen Ursachen. Spätestens die Vorstellung des Sportstättenkonzeptes bzw. die im Vorhinein durchgeführte Erhebung zum Organisationsgrad der Bevölkerung in Sportvereinen machte es doch sehr deutlich. Während in anderen Gemeinden und Städten im Landesvergleich fast 30 % der Bevölkerung Mitglied in einem Sportverein sind, ergibt sich in Augustdorf ein Organisationsgrad von gerade 16%. Fakt ist doch, dass Augustdorf 10.000 Einwohner hat, aber ca. nur die Hälfte am Gemeindeleben teilnehmen bzw. sich am gemeindlichen Zusammenleben engagieren. Annähernd die Hälfte der Augustdorfer Bürger sind Aussiedler bzw. deren hier geborenen Kinder. Der größte Teil dieser Bevölkerungsgruppe gehört drei Glaubensgemeinschaften an und diese Glaubensgemeinschaften beteiligen sich so gut wie gar nicht am gesellschaftlichen Zusammenleben, weder in Vereinen noch gesellschaftlich, kulturell oder am kommunalpolitischen Geschehen. Das gesellschaftliche Zusammenleben in unserer Gemeinde wird also nicht von 10.000 sondern eigentlich nur von ca. 5.000 Einwohner getragen.
Wenn sich diese Haltung nicht ändert bzw. diese Spaltung weiterhin gelebt wird, wird der Kulturkreis nicht der letzte Verein in unserer Gemeinde sein, der wegen fehlendem gesellschaftlichen Engagement aufgeben muss.